„Mythos 68er“

PHOENIX Runde am 14. November 2007 22.15 Uhr  und  0.00 Uhr

Teilnehmer: Tissy Bruns, Philipp Mißfelder, Elisabeth Motschmann, Hans-Christian Ströbele

Moderation: Anke Plättner

Thema: „Mythos 68er“ 

Es ist höchste Zeit, den Mythos der 68er Generation zu entmythologisieren.

Die Protestrevolte war keine demokratische Revolte im Sinne des Grundgesetzes.

Vielmehr galt das mephistophelische Motto: „Alles, was besteht, ist wert, dass es zugrunde geht.“

Zunächst sah es so aus, als gehe es nur um eine von Studenten geforderte Reform der Hochschulen. Schnell weiteten sich die Themen aus auf die Konzentration der Presse, die Notstandsgesetzgebung, den Kampf gegen das sogenannte Establishment, die sexuelle Revolution („Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment.“) und auf die grundsätzliche Infragestellung aller Werte und Ordnungen, wie Staat, Recht, Ehe, Familie,  Kinder, Autorität der Eltern, Ordnung, Gehorsam etc. Diese Werte wurden als „spätkapitalistisch“ diffamiert und bekämpft.

Auch der Feminismus wurde im Kampf gegen patriarchalische Strukturen instrumentalisiert.

Die vermeintliche Gewaltherrschaft und Unterdrückung der Frauen sollte mit Hilfe der 68er endlich beendet werden.

„Du machst Betten, du flickst Hosen,

schindest dich im Küchendampf,

alles das für ein Almosen –

Frauen, auf zum Klassenkampf!“

Durch die Unterscheidung der 68er von „Gewalt gegen Sachen“ und „Gewalt gegen Personen“ (APO) wurde Gewalt entabuisiert. Die „Rote Armee Fraktion“ (RAF) war die radikalste Konsequenz der Revolte. Buback, Schleier, Ponto, v.Braunmühl, v. Mirbach und andere wurden ermordet, weil sie in den Augen der Terroristen  Protagonisten des Kapitalismus waren und angeblich  bei der Verfolgung, Kriminalisierung, Folterung  von Linken eine herausragende Rolle spielten. Göttinger Studenten äußerten nach dem Tod von Generalbundesanwalt Buback ihre „klammheimliche Freude“.

Die bürgerliche Gesellschaft reagierte damals eher schwach, verharmlosend, nicht selten feige. Nur wenige hatten den Mut, dem Protest etwas entgegenzusetzen. Dem Diffamierungspotential der 68er war man nicht gewachsen und so schwieg man in der Öffentlichkeit. Aus diesem Grund konnten sich die 68er frei und ungehemmt entfalten. Kreise der evangelischen Kirche gehörten ebenfalls zu den Verharmlosern der Bewegung, obwohl gerade auch christliche Werte zur Disposition gestellt wurden, was ein klares Bekenntnis der Kirche erfordert hätte.

Die Auswirkungen der 68er sind auch heute noch deutlich erkennbar, wenngleich viele Rechnungen der Aufmüpfigen von gestern heute nicht aufgegangen sind. Und das ist gut so. Auch ohne die 68er hätte es Veränderungen und Reformen der Gesellschaft gegeben. Das zeigen die Reformen, die zur Zeit – auch ohne Krawalle auf der Straße – auf den Weg gebracht werden. 

Dennoch, der Stellenwert von Ehe, Familie und Kindern hat sich verändert. Leider! Die Übertreibungen des Feminismus haben deutliche Spuren hinterlassen und führen in die „mutterlose Gesellschaft“. Die antiautoritäre Erziehung machte Kinder und Jugendliche lebensuntüchtig. Die Diffamierung des christlichen Glaubens, der wichtige Werte vermittelt, die die Gesellschaft zusammenhalten, führte zu einer Beschleunigung der Säkularisierung. 

Der Geist der 68er ist in vielen gesellschaftlichen Entwicklungen erkennbar. Aber er wird schwächer, weil die aufmüpfige Generation von damals heute zum pensionierten

Establishment  gehört. Unser Auftrag muss es sein, künftig vergleichbare Bewegungen zu verhindern und dennoch im Reformwillen nicht zu erlahmen.

Elisabeth Motschmann

12. November 2007